Kühe und das Klima
Schaut man sich den CO2-Fußabdruck verschiedener Lebensmittel an, steht das Rindfleisch an erster Stelle. In solchen Vergleichen werden meist globale Durchschnittswerte gegenübergestellt, mit denen man sich zwar einen Überblick verschaffen kann, die jedoch die gesamte Rindfleischproduktion weltweit widerspiegeln. Doch nicht überall auf der Welt wird unter denselben Bedingungen produziert. Unterschiede finden sich bei der Größe der Rinderbetriebe, der Fütterung der Tiere, den Rassen oder auch den Flächen, auf denen die Rinder gehalten und gemästet werden – und somit auch im CO2-Fußabdruck der einzelnen Länder.
Ein Beispiel: Während sich die österreichische Rinderhaltung durch kleinstrukturierte Familienbetriebe mit durchschnittlich 35 Rindern pro Betrieb auszeichnet, werden in Südamerika oft hunderttausende Tiere pro Betrieb gehalten. In Brasilien werden dazu teilweise Flächen herangezogen, die kurz zuvor noch von Regenwald bewachsen waren. Durch Rodung und Flächenumwandlung entweicht der dort gespeicherte Kohlenstoff als CO2 und wenn die Flächen nicht als Weidefläche, sondern zum Anbau von Futtermitteln wie Soja genutzt werden, wirkt sich das ebenfalls auf den CO2-Fußabdruck aus. Hierzulande ist das anders: Österreich hat einen hohen Selbstversorgungsgrad an Futtermitteln, was direkten Einfluss auf die Emissionsbelastung hat. Hinzu kommt, dass in Österreich die Zweinutzungsrasse Fleckvieh sehr weit verbreitet ist, die sich sowohl für die Milch- als auch für die Fleischproduktion gut eignet. So verteilen sich die entstandenen Emissionen auf eine größere Gesamt-Produktmenge - Milch und Fleisch.
Unterschiede bestehen aber nicht nur im globalen Vergleich, sondern auch innerhalb Europas, was eine Studie des Wissenschaftsdienstes der EU-Kommission JRC aus dem Jahr 2010 zeigt: Bei vielen Lebensmitteln weist Österreich im EU-Vergleich die geringste Menge an entstandenen Emissionen auf – auch bei Rindfleisch. Mit einem Fußabdruck von 14,2 kg CO2eq pro Kilo Rindfleisch liegt Österreich deutlich unter dem EU-Schnitt von 22,2 kg CO2eq und dem EU-Spitzenreiter Zypern mit 44,1 kg CO2eq.
Nochmal zusammengefasst: Rindfleisch ist nicht gleich Rindfleisch. Die Produktionsweise macht einen Unterschied, genauso wie die Haltungsform – nicht nur international gesehen, sondern auch innerhalb Österreichs. Doch woran erkennt man, wie genau das Rindfleisch produziert wurde – also wo es herkommt und wie das Tier gehalten wurde? „Aktuell muss die Herkunft von Rindfleisch im Supermarkt gekennzeichnet sein“, sagt Hannes Royer, Obmann des Vereins Land schafft Leben. „Doch es gibt noch viel Aufholbedarf: Wir brauchen zusätzlich zur Herkunftskennzeichnung eine Pflicht zur Haltungskennzeichnung – im Supermarkt genauso wie in der Gastronomie. Das ist der allerschnellste Weg, um den Konsumentinnen und Konsumenten vor Augen zu führen, woher das Stück Fleisch auf ihrem Teller kommt und in welcher Haltung das Tier gelebt hat. Denn nur
so können sie bewusste Entscheidungen treffen und die weitere Produktion ihren Werten entsprechend beeinflussen.“
Mehr wissenswerte Fakten rund ums Rindfleisch lesen Sie im dazugehörigen Report auf der Website des Vereins Land schafft Leben.
Unser Tipp: Land schafft Leben gibt es auch zum Anhören: www.landschafftleben.at/podcast