JOSEF GEIGER
vom Haubenkoch Max Musterman
FAST 47 JAHRE TEIL DER LUGITSCH ERFOLGSGESCHICHTE
Die heutige Zeit ist geprägt von einer Menge Veränderungen und die immer weiter fortschreitende Schnelllebigkeit ist allerorts sicht- und spürbar. Auch bei Lugitsch haben wir in den letzten Jahrzehnten viele Veränderungen erlebt, konnten diese aber erfolgreich nutzen und stetig wachsen. Maßgeblich daran beteiligt waren die Mitarbeiter und deren beständiger Einsatz, andauernder Fleiß und langjährige Treue zum Unternehmen. Wenn diese Treue dann, wie bei unserem Urgestein Josef Geiger, auch noch fast ein halbes Jahrhundert hält, dann ist das etwas ganz Besonderes.
Zu seinem Abschied und Start in ein neues Abenteuer, welches er scherzhaft als „UnRuhestand“ bezeichnet, haben wir uns zu einem Interview getroffen, um seine Zeit im Unternehmen noch einmal Revue passieren zu lassen.
Red.:
Lieber Herr Geiger, nach so langer Zeit bei Lugitsch haben Sie sicher vieles miterlebt und können davon berichten. Erzählen Sie uns von Ihren Anfängen!
Josef Geiger:
Ich stamme aus Fehring, wo ich auch heute noch lebe. Nachdem mein ursprünglicher Berufswunsch, Pfarrer zu werden, am fehlenden Geld für die Ausbildung scheiterte, wurde ich auf den Beruf des Bürokaufmannes aufmerksam gemacht und bekam die Info, dass die Fa. Lugitsch, seinerzeit noch geführt von Ing. Florian Lugitsch (geb. 1935) Herbert Lugitsch (geb 1937) und deren Mutter Frau Martha Lugitsch, einen Lehrling sucht.
Noch am selben Tag habe ich mich vorgestellt und am 11.10.1971 startete ich meine Lehre im Unternehmen. Da ich es von zu Hause aus gewohnt war, überall mit anzupacken, war es für mich auch nicht verwunderlich, dass ich zu Beginn überall mithelfen musste, wo Not am Mann war. Die Firma bestand damals aus einer Mühle, einem Mischfutterwerk, einer Säge, Stallungen für Pferde, Schweine und Hühner, einer Geflügelschlächterei, dem Eierhandel, sowie einem Energieversorgungsunternehmen, einem Elektrogerätehandel und Installationsbereich. Vor den Stallungen befand sich ein Küchengarten, der die Größe eines Fußballfeldes hatte und auch zur Verpflegung für die Mitarbeiter genutzt wurde. Man war gerade dabei, die Mühle großzügig auszubauen. Die Brüder Herbert und Florian Lugitsch leiteten den Betrieb mit viel Umsicht und vermittelten den Mitarbeitern immer das Gefühl, ein Teil der Familie zu sein.
Red.:
Wie sah Ihr Arbeitsalltag als Lehrling aus?
JG:
(...lacht!) Sehr abwechslungsreich, denn ich wurde überall hin gerufen. Ob Holz vermessen in der Säge, beim Laden der Futtersäcke helfen oder im angrenzenden Geschäft unter den strengen Augen von Martha Lugitsch, Mehl, Brot und Geflügel verkaufen – ich war immer dort, wo man mich brauchte. Und nach dem täglichen, gemeinsamen Mittagessen mit den Mitarbeitern im alten Mühlenhaus, übertrug man mir auch die „Beaufsichtigung“ der damaligen Buben Herbert jun. und Dieter, die heute die Geschäftsführung inne haben. Ich war dafür verantwortlich, dass sie ihre Hausaufgaben ordentlich machten.
Red.:
Das Unternehmen ist ja in den 70er- und 80er-Jahren rasant gewachsen und wurde 1985 in einen rein landwirtschaftlichen und einen Elektrobereich geteilt. Wie haben Sie diese Teilung erlebt?
JG:
Das war ein sehr einschneidendes Erlebnis für mich und alle im Unternehmen. Die Verwaltung und Buchhaltung wurde komplett umstrukturiert und da der damalige Verwaltungsleiter in den Elektrobereich wechselte, wurde ich mit der Leitung der Buchhaltung der neuen Herbert Lugitsch u. Söhne Ges.mbH betraut. Im Jänner 1996 wurde mir dann auch noch die Prokura verliehen.
Red.:
Gab es noch weitere Neuerungen, die Herausforderungen mit sich brachten?
JG:
Jede Menge, es wurde ja laufend expandiert. 1990 z.B. wurde der moderne Geflügelhof für die Zerlegung und Weiterverarbeitung des Geflügels errichtet. Kurz darauf folgte die Gründung der Bio Futtermittelproduktion Vitakorn im burgenländischen Pöttelsdorf, 2001 kam dann noch das Eierlogistikzentrum im Nestelbach/Ilz dazu. 2007 wurde wegen großer Nachfrage an Geflügelfleisch der Elitemaststall in Saaz errichtet und 2012 hat Lugitsch die ehemalige Hofer-Mühle in Eggendorf/NÖ übernommen, um einen 2. Produktionsstandort zu schaffen.
Diese vielen Expansionen stellte die gesamte Verwaltung natürlich vor große Herausforderungen. Diese haben wir aber – und das möchte ich betonen – gemeinsam immer hervorragend bewältigt, weil meine Mitarbeiter mit vollem Einsatz mit mir gekämpft und gearbeitet haben. Wir waren immer ein eingeschworenes Team und das machte auch einen großen Teil des Erfolges aus. Es freut mich auch sehr, dass Frau Pichler, die meine Nachfolge angetreten hat, diesen Teamgeist weiter forciert und ihre Arbeit mit demselben Einsatz erledigt, wie ich es seinerzeit gemacht habe. So weiß ich „mein“ Team in guten Händen.
Red.:
Wie haben Sie die Zeit noch in Erinnerung, als die EDV Einzug in die Verwaltung genommen hat?
JG:
Wenn man bedenkt, dass zu Beginn meiner Karriere die Bauern noch mit Rinder- und Pferdefuhrwerken ihre Ernte in die Mühle brachten, Lieferscheine mit der Hand geschrieben und alle Rechnungen mit der Schreibmaschine getippt wurden, dann war auch das eine gravierende Umstellung. Aber in der Verwaltung auch eine immense Erleichterung. An eine kleine Anekdote kann ich mich gut erinnern. Eine Kopie kostete damals 50 Groschen. Also durften wir den Kopierer aus Kostengründen nur für wichtige Unterlagen benutzen. Stattdessen musste eine Schreibkraft den ganzen Tag Abschriften mit mehreren Durchschriften tippen. Als Lehrbub mit wirklich schlechten Maschinschreibfähigkeiten, habe ich dann immer heimlich den Kopierer benutzt. Dies kam dem Chef eines Tages zu Ohren und er hat mich streng zur Rede gestellt. Zu meiner Verteidigung habe ich ihm dann vorgerechnet, dass die Kopien viel billiger sind als die Schreibkraft. Und da ich ihn überzeugen konnte, war ich rehabilitiert!
Red.:
Haben Sie in all den Jahren jemals daran gedacht, das Unternehmen zu wechseln?
JG:
Angebote gab es, aber die einzigartige Vielseitigkeit des Unternehmens und erleben zu dürfen, wie aus einem Familienbetrieb ein Vorzeigeunternehmen wird, hat mich immer darin bestärkt, zu bleiben und beim Ausbau aktiv mitzuhelfen.
Red.:
Und wie schaut nun der sogenannte „UnRuhestand“ des Herrn Geiger aus?
JG:
(...lacht!) Immer voll beschäftigt! Ich stehe jeden Tag spätestens um 5.00 Uhr auf. Meine vier erwachsenen Kinder und das Enkelkind halten mich ordentlich auf Trab. In den letzten Monaten habe ich bei unserem Haus die Fassade, Fenster und Balken saniert, gepflastert, meinen Kindern bei Haussanierungen geholfen und mich mit Grünlandpflege beschäftigt. Im Stall habe ich zwei Pferde zu versorgen, für die ich viel Heu eingefahren habe. Und wenn dann noch ein bisserl Zeit bleibt, gehe ich meiner Leidenschaft, der Technik nach und schraube ohne Zeitgefühl an meinen Oldtimer Traktoren und Moperln.
Red.
Wie man sieht, sind Sie gut beschäftigt und haben keine Zeit für Langeweile. Was möchten Sie zum Abschluss Ihrer „ehemaligen Familie“ noch mit auf den Weg geben?
JG:
Zusammenhalten, für die Zukunft agieren. Die Zeit ist kurzlebig und schnell. Deshalb immer frühzeitig Veränderung erkennen, bevor sie nötig sind. Nicht zögern, sondern handeln, weiterbilden und Eigeninitiative zeigen. Im Team mit dem Wissen der Älteren unterstützen, aber die Jungen gewähren lassen und ein gemeinsames Ziel verfolgen. Denn mit dem Wissen der Vergangenheit und den Ideen von morgen ist der Erfolg für die nächsten 100 Jahre garantiert.
Red.:
Danke für diese motivierenden Abschlussworte. Und mit einem Zitat von Hans Moser möchte ich mich im Namen aller Kollegen verabschieden, in der Hoffnung, dass Sie uns nicht vergessen: „Sag zum Abschied leise Servus.“